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Farbe und Corporate Design

Farbe und Corporate Design

Mit Farbe sich abheben

Unternehmen, Marken und Produkte müssen sich differenzieren, um im Markt bestehen zu können. Farbe ist ein Mittel dazu.

RALF TURTSCHI Die Biblio­theca RFID Library Systems AG mit Sitz in Cham besteht erst seit fünf Jahren (www.bibliotheca-rfid.com). Bibliotheken werden dabei unterstützt, den Medienverleih zu automatisieren. Möglich machts die RFID-Technologie (Radio-Frequenz-Identifikation). Das Funktionsprinzip basiert auf einem Funksignal, welches von einem eingeklebten Buchetikett mit Antenne an ein Lesegerät (s.Abb. rechts, Gerät mit Touchscreen) gesendet wird. Auf dem Buchetikett sitzt ein Chip mit entsprechenden Daten des Mediums: Titel, Autor, ISBN-Nummer usw. Die Lesestation erzeugt mit ihrer Antenne ein elektromagnetisches Feld. Wenn das Buch mit dem RFID-Etikett in dieses Feld kommt, wird ein Induktionsstrom erzeugt, welcher den Chip aktiviert:Die auf dem Chip gespeicherten Daten werden in das Verbuchungssystem eingelesen. Die Bücher und Medien können so – anders als bei EAN-Barcode-Lesern – von den Besuchern selbstständig ausgeliehen und zurückgegeben werden. In Bibliotheken wird eine effizientere Bewirtschaftung der Medien möglich. Soweit die kleine Einführung.

Design als Prozess

Im Wachstumsboom des jungen Unternehmens war das Corporate Design von untergeordneter Bedeutung. Als Nummer 3 weltweit und als Nummer 1 europaweit wurde sich Bibliotheca langsam der Imageproblematik bewusst. Die Agenturtschi erhielt am 18. Januar 2007 den Zuschlag, das Unternehmen bei dringend anstehenden Massnahmen visuell zu unterstützen. Priorität hatte ein Messeauftritt an der Bibliothekarsmesse in Leipzig, die genau acht Wochen später stattfand. Dazu mussten ein Messeauftritt konzipiert und gestaltet sowie ein Prospekt und ein Newsletter produziert werden. In vier Wochen sollten bereits die Einladung und der News­letter verschickt werden – ein ehrgeiziges Ziel. Wir schnürten als Erstes ein Massnahmenpaket mit Prioritäten, Verantwortlichkeiten und mit einem Zeitplan. Dann schlugen wir eine neue Kommunikationsstrategie vor. Produkte wie Bookterminals, Bildschirme, RFID-Etiketten oder Eingabegeräte der Bibliotheca sind zu wenig «sexy», zu wenig emotional, und Software kann ja nicht bildlich gezeigt werden. Dabei sind es die Menschen, welche in den Bibliotheken betroffen sind. Menschen, die von der monotonen Arbeit des Ein- und Ausbuchens entlastet werden und plötzlich wieder mehr Zeit für die freundliche Beratung finden. Wenn ­alle Bibliotheksmitarbeiter lächeln, wird die ganze Bibliothek «lächeln» und eine Ausstrahlung erhalten. Das ist ein ganz neuer emotionaler Ansatz für die Kommunikation.

Mit der FF Sanuk von FontShop wird ein durchgehender Corporate-Design-Font gewählt. Weil sich Corporate Design in verschiedenen Massnahmen als ein Verbund von Elementen äussert, einen Vorschlag für eine fiktive Anzeigenkampagne, um den späteren Auftritt zu visualisieren. In einer Anzeige sind eben alle Kommunikationselemente enthalten. Von den Anzeigen ging es zur Umsetzung der weiteren Massnahmen.

Form und Farbe

Gesucht wurde eine einfach kombinierbare Form, welche marktdifferenzierend wirkt. Die Kreisform repräsentiert den Buchkreislauf, assoziiert Geist oder Gedankenblasen. Die Kreise sind variabel zusammensetzbar, sodass das Erscheinungsbild von Mitarbeitern allein weiterentwickelt werden kann. Die Farben sind in Pastell gehalten, im Tonwert jedoch nicht vorgeschrieben. Bei den bis jetzt realisierten Massnahmen dominieren Blau und Gelb, was aber nicht so bleiben muss. Das neue Aussehen ist ein Beispiel für ein flexibles Design, das ohne Manual auskommt. Die Farbwirkung ist leicht, luftig, gleichzeitig präg­nant. Man kann sich das Design leicht merken, es ist wieder­­erkennbar, weil es mit Elementen spielt, die sonst nirgends vorkommen. Das Erscheinungsbild lebt auch vom Weissraum.

Nach dem Okay des Kunden ging es an die Umsetzung der konkreten Kommunikationsmassnahmen: Messestand, Broschüre mit 8 Seiten A4, Einladungskarte für die Messe und Newsletter in den Formaten A3 (gedruckt) und A4 (PDF). Die Einladungskarten wurden personalisiert digital gedruckt, ebenso die Broschüre. Dank flacher Entscheidungshierarchien, dem Zeitdruck und einem «agenturfähigen» Kunden konnten alle Massnahmen rechtzeitig realisiert werden.